Mit den Händen denken?

Kennst du das?

Du hast eine zündende Idee, aber noch bevor du sie so richtig in Worte fassen kannst, werden die ersten Ansätze davon schon zerredet. Etwas beschäftigt dich oder plagt dich sogar, doch du kommst nicht so richtig dran, was das ist. Du spürst, dass etwas Neues vor dir liegt, aber du hast noch kein klares Bild davon.

Hände und Hirn

Schön und gut, aber was haben die Hände damit zu tun? Eine ganze Menge. Denn unsere Hände sind bemerkenswert gut mit unserem Hirn verknüpft: Obwohl sie nur ca. 2 % unseres Körpers ausmachen, belegen sie ca. 60 % der Großhirnrinde. Aha. Und was bedeutet das praktisch? Aus der Sportmedizin weiß man, dass Fingerübungen, erst recht Klavierspiel, die Durchblutung des Hirns erheblich fördern und die Denkleistungen verbessern. OK, alter Hut. Aber jetzt wird’s spannend: Ein anderer Bereich der Hirnforschung* belegt, dass wir mit den Händen Dinge erreichen können, die sich unserem Bewusstsein entziehen. Das ist die Situation, wenn wir spüren, dass da etwas ist, aber wir können es einfach nicht greifen.

Wie wir mit den Händen denken können

Dabei ist „greifen“ genau die richtige Idee und darauf basieren viele aktuellen Techniken, die im Business eingesetzt werden: Bei Design Thinking werden letztlich Ideen als Prototypen gebastelt, gerne mal mit buntem Papier, Klebstoff, Schere und was immer der Bastelladen so her gibt. (Bastelladen gleich Mädchenkram? Von wegen! Ich durfte das neulich mit 40 Bergbauleuten durchführen – klasse!) Auch Lego Serious Play basiert auf dieser Idee. Hier werden in so manchen Managerkreisen Strategien zuerst als Legolandschaft gebaut und dann erst besprochen. Warum? Weil Ideen auf diese Art nicht erst überlegt und formuliert werden müssen – sondern die Teilnehmenden lassen die Dinge einfach entstehen und denken erst anschließend darüber nach.

Und im Coaching?

Das lässt sich natürlich auch im Coaching sehr schön nutzen. Wir können mit unseren Händen den Dingen auf die Spur kommen, die uns beschäftigen. Das können ungeklärte Probleme sein, Überzeugungen, die uns lähmen oder Dinge, die uns blockieren. Oder aber neue Ideen und Ziele, neue Wege, die vor uns liegen und entdeckt werden wollen. Hier nutze ich am liebsten Farben und Papier oder Leinwand, um mit meinen Klienten auf eine haptische Entdeckungsreise zu gehen. Wie so oft sind es die kleinen Dinge, die uns wertvolle Impulse geben und uns weiter bringen. Doch gemeinsam mit meinen Klienten habe ich hierbei auch schon Dinge entdeckt, die ihnen über viele Jahre Kraft und Orientierung für einen neuen Lebensweg gegeben haben.

Und das ist es ja, was mich als Coach bewegt: Dass Menschen ihren Weg finden.

*Split-Brain-Forschung. Mehr dazu in meiner Studienarbeit.

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