Eines der faszinierendsten Modelle für mich ist „Spiral Dynamics“, was auf den Forschungen von Clare Graves beruht. Es ist ein Modell, das die Entwicklung des Menschen und die Entwicklung von Gesellschaften und Kulturen beschreibt. Werte spielen dabei eine ganz besondere entscheidende Rolle.
Prof. Dr. Clare W. Graves fand heraus, dass Menschen im Lauf ihrer Entwicklung verschiedene Wertesysteme durchlaufen. Das Spannende daran ist, dass diese Systeme einer Struktur folgen – und dabei ganz bestimmte Merkmale aufweisen. Das vorherrschende Wertesystem bestimmt, wie jemand denkt. Es hat großen Einfluss auf Ziele, Sprache und Verhalten der Person. Clare Graves hat acht dieser Systeme entdeckt und beschrieben. Schauen wir uns drei dieser Graves Level genauer an: Das „blaue“ Wertesystem ist geprägt von Gewissheit, Ordnung und Struktur. In „Orange“ herrschen Werte wie Erfolg, Gewinn und Leistung vor. In „Grün“ suchen Menschen Gemeinschaft und Harmonie und übernehmen Verantwortung. Diese Ausprägungen finden wir bei Personen, Kulturen und Organisationen.
Das Problem
Menschen haben meistens einen Schwerpunkt in einem dieser Systeme. Aber kaum jemand weiß das! Auch Organisationen haben oft ein vorherrschendes Wertesystem. Wenn diese Schwerpunkte unterschiedlich sind, dann ist das so, als würde man verschiedene Sprachen sprechen. So entstehen Konflikte und Widerstände gegen Veränderungen.
Wie helfen da Graves Level? Wenn du Graves Level kennst, kannst du erkennen, in welchem System jemand seinen Schwerpunt hat. Du kannst diese Person in ihrer Wertewelt abholen und du kannst helfen, Konflikte zu lösen. Auch bei Organisationen kannst du Schwerpunkte analysieren und die richtigen Maßnahmen entwickeln.
Inzwischen gibt es auch eine bunte Vielfalt von Modellen die auf diesem Modell nach Clare Graves beruhen. Dazu zählen der integrale Ansatz nach Ken Wilber, 9 Levels, my_motivation, die CTT-Tools nach Richard Barrett und auch das Modell von Sebastian Laloux in „Reinventing Organizations“.
Je bunter, desto entspannter!
Besonders wichtig war es Graves, Menschen trotz der Betrachtung in Entwicklungsstufen nicht in Schubladen zu stecken – deshalb stelle ich dieses Modell am liebsten kreisförmig dar statt in der bekannten Doppelhelix. Das Wichtigste dabei: Es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Farbe, nichts, was erreicht werden sollte. Jeder ist in seiner „Farbe“ richtig. Und die Entwicklungsstufen – also die „Farben“, die wir durchlaufen, integrieren wir in unsere heutige Persönlichkeit. Je besser uns das gelingt, je bunter unsere Welt wird, desto entspannter gehen wir durchs Leben.
Letztlich: Entwicklung geschieht einfach, sie lässt sich nicht aufhalten und das ist gut so. Doch manches Mal kommen wir nicht so leicht hinterher – Veränderung ist ein unausweichlicher Teil der Entwicklung, aber sie ist nicht immer leicht. Modelle wie das von Clare W. Graves helfen uns, Menschen, Kulturen und Organisationen richtig einzuschätzen und sie sensibel dort abzuholen, wo sie stehen.